Am 19. November 2021 gab ich bekannt, dass ich für eine weitere Legislatur als Regierungsrätin kandidiere. Dieser Entscheid ist mir nicht nur leichtgefallen: Ohne Politik hätte ich mehr Zeit für meine Familie, mehr Zeit, in der Natur zu sein und meinem Hobby, dem Pilzlen, nachzugehen. Das wäre verlockend gewesen …

Dennoch habe ich mich für eine erneute Kandidatur entschieden. Denn ich fühle mich von meiner Partei sehr gestützt und getragen, und ich bin voller Tatendrang, um die epochalen Veränderungen in der Gesellschaft, der Wirtschaft und in der Mobilität, die beschleunigt durch die Corona-Krise stattfinden, zum Wohle der Züricherinnen und Zürcher bestmöglich zu meistern. Dafür will ich meine liberale Stimme weiterhin in der Zürcher Regierung einbringen.

Das verflixte Virus hat so vieles auf den Kopf gestellt, was wir uns nicht in den kühnsten Träumen hätten vorstellen können. Wer hätte gedacht, dass wir Mitarbeitende per staatlichem Verdikt nach Hause schicken? Dass die Order aus Bundesbern heisst: „Meiden Sie den öffentlichen Verkehr“? Dass wir Zentimeter messen für Tischabstände in Restaurants und Plätze mit Plexiglas-Wänden abtrennen? Noch nie hat mir als Liberale das Herz derart stark geblutet, wie in den letzten zwei Jahren. Und tut es immer noch angesichts der sich immer wieder ändernden staatlichen Auflagen in Wirtschaft und Gesellschaft in Folge der Corona-Pandemie.

Die liberale Politik ist heute mehr denn je gefordert. Denn es ist verlockend, die in der Krise installierten Regeln und neuen Staatsleistungen über die Krise hinaus beizubehalten. Damit sich der Staat rechtzeitig zurückzieht und die Eigenverantwortung wieder ins Zentrum rückt, braucht es liberale Kräfte. Der Staat sollte schliesslich ermöglichen, nicht diktieren.

Für die Nach-Corona-Ära sind deshalb fortschrittliche Rahmenbedingungen zwingend. Dafür möchte ich mich als Regierungsrätin weiterhin einsetzen. Zu tun gibt es mehr als genug: Auf allen Staatsebenen sollten sich die FDP.Die Liberalen für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Föderalismus und Subsidiarität engagieren. Wir benötigen Fortschritt und mutige Projekte, wie etwa die Gebietsentwicklung Flugplatz Dübendorf mit dem Innovationspark und dem Forschungsflugplatz.

Auch um Debatten über unbequeme Themen kommen wir nicht herum: Wollen wir Roboter-Läden, die am Sonntag die Kundschaft „bedienen“? Ich bevorzuge Arbeitsplätze für unsere Bevölkerung! Auch sollten nicht einzig internationale Online-Konzerne vom Päckli-Boom profitieren: Ich möchte die Arbeitsplätze hier in der Schweiz und in Zürich, statt eine ungebremste Amazonisierung! Zürich und Winterthur müssen lebendige Innenstädte und attraktive Zentren bleiben – auch für Touristinnen und Touristen.

Der Kanton Zürich benötigt auch in Zukunft die besten Verkehrsinfrastrukturen: den weltbesten öffentlichen Verkehr, einen Landesflughafen als Tor zur Welt, leistungsfähige Strassen inklusive einem attraktiven und sicheren Velowegnetz; im Bewusstsein darum, dass wir Antworten auf den Klimawandel brauchen. Für mich heisst das: technologieoffen zu sein, in Innovationen zu investieren, kluge Anreize zu setzen und möglichst auf Verbote zu verzichten.

Ein epochaler Umbruch findet derzeit auch in der Arbeitswelt statt. Corona hat die Art und Weise, wie wir arbeiten, regelrecht auf den Kopf gestellt. Die hybriden Arbeitsformen – im Büro, zuhause oder im Co-Working-Space – aber auch der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten werden die Pandemie überdauern. Wie reagieren die Unternehmen längerfristig darauf? Und was kann die Politik beisteuern? Für mich ist klar: Die Schweiz benötigt einen Schub bei der Digitalisierung und eine Flexibilisierung beim Arbeitsrecht.

Das Corona-Virus hat neben all dem Leid, dass es in den letzten bald zwei Jahren verursacht hat und leider weiterhin auslöst, auch eine gute Seite: Das Virus hat positive Entwicklungen beschleunigt. Diese Veränderungen sind auch Chancen für die Schweiz und unseren schönen Kanton Zürich, die es anzupacken gilt.