Dass in den zehn grössten Städten der Schweiz links gewählt wird, ist ein modernes Phänomen. Dieser Trend, der sich seit den neunziger Jahren immer mehr durchsetzte, erreichte bei den Gemeinderatswahlen 2018 ihren Höhepunkt mit einer klaren linken Übermacht im Parlament. Während vier Jahren war so gut wie keine ausgewogene parlamentarische Arbeit möglich, gipfelnd in der Verabschiedung der ideologisch vergoldeten Richtpläne im November letzten Jahres – bis zur aktuellen Trendumkehr.

Die Zürcher Gemeinderatswahlen im Februar 2022 haben diesen Links-Trend nun durchbrochen. Die vereinte Kraft aller bürgerlichen Stimmen in der Stadt beendete die vierjährige Durststrecke der Bürgerlichen im stadtzürcher Gemeinderat: In der neuen Amtsperiode ist das Kräfteverhältnis links-rechts wieder ausgewogener.

Doch damit nicht genug. Der Zürcher Kreis 4/5, der städtisch, kantonal sowie auch eidgenössisch regelmässig die linksten Vorlagen annimmt, konnte sich bei den diesjährigen Gemeinderatswahlen sage und schreibe einen zweiten FDP-Gemeinderatssitz holen.

Das grenzt beinahe an ein Wunder, aber eben nur beinahe. Tatsächlich froren, zitterten und bibberten die Kandidierenden im Januar und Februar dreimal in der Woche auf den Strassen und Plätzen im Quartier und warben um Stimmen. Lachen und Scherzen wie auch der grosse Zuspruch der Quartierbevölkerung wärmten auf. Mehr noch, der Einsatz der Kandidierenden wurde durch viele freisinnige Stimmen honoriert – mit einem zweiten Sitz im Gemeinderat.

Einzigartig und nie dagewesen, wie die Geschichte der bis 2002 getrennten Kreise 4 und 5 zeigt: Gab es doch zu keiner Zeit im Kreis 5 auch nur einen blauen Vertreter, so konnte der Kreis 4 immerhin über Jahrzehnte einen stellen. Bei einem liberalen Vertreter blieb es auch nach der Zusammenlegung der beiden Kreise.

In der neuen Amtsperiode steht in Zürich nun nicht nur im Gemeinderat wieder eine Politik gegenseitiger Verständigung auf der Agenda. Neu bringen auch zwei Freisinnige des Kreises 4/5 ihre liberalen Anliegen im Gemeinderat ein. Der Dank gebührt allen Freisinnigen Stimmen im Kreis wie auch allen FDP-Wahlkampfteams und dem Städtischen Parteivorstand, welche an ein «blaues Wunder» glaubte!

Das blaue Wunder im Bild: die zwei Gemeinderäte im Kreis 4&5