Der Tourismus wird in der Schweiz fast ausschliesslich mit Bergen, Wandern und Skifahren in Verbindung gebracht. Dass unser Kanton mit 6,5 Millionen Logiernächten vor Corona die grösste Tourismusdestination der Schweiz war, ist kaum bekannt. Aber auch Genf, Basel oder Luzern weisen weitaus mehr Logiernächte aus als die «klassischen» Schweizer Ferienorte wie St. Moritz, Interlaken oder Zermatt.

Trotzdem können die meisten urbanen Kantone nicht von den gleichen Rahmenbedingungen profitieren. Während man in Tourismusorten in den Bergen am Sonntag seine Skiausrüstung kaufen kann, steht man in Zürich fast überall vor verschlossenen Türen. Der Grund: Die Verordnung zum Arbeitsgesetz des Bundes sieht für touristische Gebiete mit hohen saisonalen Schwankungen Ausnahmen vom Sonntagsarbeitsverbot vor. Der Städtetourismus ist davon grossmehrheitlich ausgeschlossen. Diese Ungleichheit ist stossend.

Zusammen mit den Volkswirtschaftsdirektoren des Kantons Tessin und des Kantons Luzern fordere ich den Bundesrat auf, diesen alten Zopf endlich abzuschneiden und die Kantone selber bestimmen zu lassen, ob und wo sie Tourismuszonen festlegen wollen. Mit einer Anpassung der besagten Verordnung soll der Bundesrat für alle Kantone gleich lange Spiesse schaffen – und damit ermöglichen, dass der von der Corona-Krise arg gebeutelte Städtetourismus dank besseren Rahmenbedingungen nachhaltig gestärkt werden kann.

Es ist damit zu rechnen, dass Geschäftsreisende, die vor Corona bis zu 70 Prozent zum Städtetourismus beigetragen haben, kaum mehr das Vor-Krisen-Niveau erreichen werden. Die Schweizer Städte tun deshalb gut daran, verstärkt auf Freizeit- und Kulturreisende zu setzen. Um insbesondere unsere wunderbaren Städte Zürich und Winterthur für Gäste aus dem In- und Ausland noch attraktiver zu machen, kommt es auf die optimale Mischung aus Gastronomieangeboten, Theater, Kinos, Einkaufen und Verweilmöglichkeiten in den Innenstädten oder in Parks an. Tourismuszonen sind hierbei eine zeitgemässe und massvolle Lösung. Siemachen die Innenstädte lebendiger und attraktiver, für Gäste, aber auch für die lokale Bevölkerung. Und sie helfen dem Detailhandel im Kampf gegen die immer mächtigere Online-Konkurrenz. Dies schafft nicht zuletzt auch lokale Arbeitsplätze.

Carmen Walker Späh, Volkswirtschaftsdirektorin