Gute Nachrichten an der Wetterfront: der aktuell milde Oktober freut uns alle! Es ist wärmer als sonst, es regnet wenig und in den Bergen fällt kein Schnee – oder? Keineswegs. Die Skisportfreunde haben zur Kenntnis nehmen müssen, dass die geplanten Weltcuprennen in Zermatt definitiv abgesagt sind. Denn aufgrund der warmen Temperaturen hat es geregnet statt geschneit.
Die Heizperiode verschiebt sich in den November, was insbesondere denjenigen entgegenkommt, die mit Gas heizen. Auch der Stromverbrauch nimmt aktuell leicht ab. Haben wir die Energiekrise also bereits überstanden? Ganz im Gegenteil! Ausreichend Schnee im Winter sichert die Stromversorgung aus einheimischen Quellen ab dem Frühjahr, wenn die Stauseen auf Tiefständen sind und von der Schneeschmelze wieder aufgefüllt werden. Eine Wasserkraftreserve soll die Zeit zwischen dem Tiefstand und der erst im April/Mai einsetzenden Schneeschmelze überbrücken in Verbund mit einem Notkraftwerk, das aktuell mutmasslich mit Öl oder Gas betrieben werden soll. Es rächt sich bitter, dass die, in der Energiestrategie 2050 vorgesehenen, Gaskraftwerke nicht in Angriff genommen wurden. 2020 hätte das erste Gaskraftwerk gemäss den Vorstellungen des Bundesrates ans Netz gehen sollen. Verständlich, dass dies angesichts der Klimadiskussion ausgeblendet wurde, jedoch falsch, denn ohne diesen Baustein, der zweifellos nicht allen gefällt, bricht eben auch das Konzept ein.
Weitsichtige Menschen kümmern sich darum, was in weiterer Zukunft sein wird. Vorausschauen ist die wichtigste Fähigkeit in der Politik. Noch geht es unserem Land und insbesondere unserem Kanton Zürich gut. Die Zeichen stehen aber eher auf Sturm. Die Inflation bedroht die Kaufkraft, die hohen Energiepreise sind für das produzierende Gewerbe eine Belastung, die Versorgungssicherheit mit Strom und Gas ist gefährdet. Vor diesem Hintergrund geht es darum, langfristige Lösungen anzustreben. Die Energiestrategie 2050 muss überprüft werden. Wir müssen den Zubau von neuen Stromproduktionsanlagen energisch vorantreiben. Die Hindernisse, die dem Bau solcher Stromproduktionsanlagen entgegenstehen, müssen entschieden reduziert werden. Konkret ist die Rede hier von Wasserkraftanlagen, Windturbinen, an Orten wo sie sinnvoll sind sowie Solargrossanlagen im Gebirge.
Im Kanton Zürich stehen in den kommenden Monaten zukunftsorientierte Vorlagen an. Der Innovationspark soll endlich in die Lage versetzt werden durchzustarten. Innovationen sichern mittel- und langfristig unseren Wohlstand. Die Herausforderung einer ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Zukunft kann nur mit weitsichtigen Konzepten und Investitionen bewältigt werden. Dafür gilt es einzustehen.
Martin Farner, Kantonsrat