Wann hat die politische Reise für dich angefangen, und was hat dich dazu bewegt?
Ich bin in einer «politischen» Familie aufgewachsen, in der auf persönlichen Einsatz für die Gesellschaft grossen Wert gelegt wurde. Mein Vater war fast 40 Jahre lang Gemeindeschreiber in Waltenschwil, meine Mutter arbeitete viele Jahre beim Roten Kreuz Freiamt. Ich habe zwei Geschwister, die heute beide im öffentlichen Dienst tätig sind. Als Kind wurde bei uns am Mittagstisch politisiert, das hat mich stark geprägt.
Du kannst auf eine lange und erfolgreiche politische Laufbahn zurückblicken. Welcher war einer der grössten Erfolgsmomente oder Glücksmomente?
Erfolg ist der falsche Ausdruck. Ich sehe in meiner politischen Arbeit einen service public, ich suche keinen Erfolg per se. Ich hoffe, ich kann mit meiner politischen Arbeit die Gemeinde Uitikon, den Kanton Zürich und vielleicht auch ein bisschen die Schweiz weiterbringen.
Was beschäftigt dich heutzutage im Kantonsrat am meisten?
Die politische Polarisierung und der persönliche Angriff auf Exponenten des öffentlichen Lebens ist bedenklich. Unser politisches System ist auf Zusammenarbeit und Kompromiss aufgebaut. Die Verrohung der politischen Kultur erschwert diese Zusammenarbeit. Es braucht viel Zeit, die Basis der Zusammenarbeit zu erhalten, diese fehlt dann oft in der politischen Arbeit.
Welche Kernkompetenzen, würdest du sagen, sollte eine Person besitzen, um sich für die Politik zu engagieren?
Man muss Menschen mögen, in all Ihren Unzulänglichkeiten – und man darf sich selber nicht zu wichtig nehmen. Es geht nicht um den Einzelnen, sondern um das Gesamte, um die Gesellschaft, um die Weiterentwicklung unseres einzigartigen politischen Systems.
Was machst du in deiner Zeit abseits des Kantonsrates?
Ich verbringe am liebsten Zeit mit meiner Familie, meiner Frau und meinen zwei Kindern – daneben habe ich auch noch einen ziemlich fordernden Job. Ich kann mich nicht über Langeweile beklagen.
Was wünschst du dir für den Freisinn?
Zusammenarbeit und Gemeinsinn: Die politische Konkurrenz sitzt in den anderen Parteien, nicht in der FDP!
Fragen zu den Visionen und den Zielen in der Fraktion:
Was hat dich dazu bewogen, als Fraktionspräsident zu kandidieren?
Ich führe gerne, ich gehe Themen gerne strategisch an, ich suche den Kompromiss, obwohl ich ganz klare, klassisch-liberale Vorstellungen habe. Und ich habe keine Probleme mit Niederlagen und kann Meinungen gegen aussen vertreten, auch wenn ich diese nicht in allen Facetten teile.
Als neuer Präsident der FDP-Fraktion: Was sind deine Visionen und Ziele für die kommende Legislaturperiode und wie planst du, diese umzusetzen?
Auf unseren Kernthemen Wirtschaft und Finanzpolitik müssen wir den Kanton Zürich führen. Daneben will ich liberale Lösungen in der Umwelt-, Sozial- und Bildungspolitik anbieten. Wir können diese Themen nicht den Parteien links und rechts von uns überlassen.
Was sind die aktuellen Schwerpunkte der FDP-Fraktion und ihrer Kommissionen?
Wir müssen weiterhin alles daran setzen, dass wir Zürich als Wirtschaftsstandort stärken, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Nur so können wir die vielfältigen Herausforderungen wie Klimawandel, Migration, Gesundheitskosten und Fachkräftemangel bewältigen und finanzieren. Uns geht die Arbeit nicht aus.
Wir danken dir für das Interview und den Einblick!
Steckbrief:
André Müller, geboren 1973 in Waltenschwil (AG), ist seit seinem Abschluss an der Universität St. Gallen im Jahr 1999 und der Harvard-Universität im Jahr 2005 nun als Managing Director bei einer Bank tätig. Er ist Präsident der FDP Ortspartei und der Rechnungsprüfungskommission Uitikon-Waldegg und seit 2015 Mitglied des Kantonsrats. Seit 8. Mai steht er der Fraktion als deren Präsident vor. André Müller ist verheiratet mit Isa und hat zwei Kinder, Ben (12) und Lara (9). Die Familie ist im Winter gerne auf Ski, im Sommer geniesst sie dolce far niente in Italien.