Fragen rund um ihre Erfahrungen im National- und Ständerat:
Eure Amtszeit findet mit dem Abschluss der 51. Legislaturperiode unseres nationalen Parlaments ihr Ende.
Doris, du warst 16 Jahre im Nationalrat. Ruedi, du warst 12 Jahre im Nationalrat und danach weitere 8 Jahre im Ständerat. Wie fühlt ihr euch, da ihr nun eure fast zweite Heimat in Bern verlasst?
Doris: Nach 16 Jahren Nationalrat nehme ich nur die guten Erinnerungen mit auf meinen Lebensweg. Die FDP bleibt meine Gesinnungsheimat! Freundschaf1ten über Parteigrenzen hinweg tragen. Dass wir den 5. Sitz behalten konnten und nun mit Dr. med. Bettina Balmer eine erfahrene Politikerin und engagierte Frau meinen Platz einnehmen wird, ist toll. Man muss wissen, wann man mit Herzblut kämpfen soll, und auch, wann es Zeit ist, Platz zu machen.
Ruedi:Ja, nach 20 Jahren Bern, ist Bern ein Teil der Heimat geworden. Aber ich war mein ganzes Leben immer auf Wanderschaft und bin es mir gewohnt, immer neue Heimaten zu erarbeiten. Das hält das Leben spannend.
Werdet ihr euch weiterhin in irgendeiner Form politisch engagieren, oder seht ihr dem Ende der öffentlichen Debatten entgegen?
Doris: Meine Tätigkeit im Bereich des Risikomanagements für Unternehmen beinhaltet indirekt auch politische Aktivitäten: Engagement für Good Governance von Unternehmen, Cyber Security über die Schweizer Grenze hinaus sind sehr politisch. Es handelt sich dabei jedoch mehr um Fachwissen im Hintergrund.
Ruedi: Nein, ich hoffe nicht.
Welche Lebensweisheiten würdet ihr jungen Politikern mitgeben, die euch um Rat fragen?
Doris: «NEVER GIVE UP» lautet mein Lebensmotto!
Ruedi: Im Bundeshaus kann man schnell die Bodenhaftung verlieren. Alle möchten etwas von einem, und alle sind immer sehr nett und voll des Lobes. Man darf das nicht als bare Münze nehmen. Darum braucht es einen klaren Wertekompass, den man in sich selbst trägt.
Welche Themen sollten aus eurer Sicht in der politischen Diskussion weiterverfolgt werden?
Doris: Globale Risiken, allen voran: Zuwanderung, Klimawandel und Cybercrime. Die Schweiz ist keine Insel und Wohlstand keine Selbstverständlichkeit. Alles hat seinen Preis!
Ruedi: Da gibt es viele. Aber ich persönlich denke, die Sicherheit der Menschen und des Landes muss eine höhere Priorität bekommen.
Was werdet ihr als Nationalrätin und Ständerat am meisten vermissen?
Doris: Die politischen Auseinandersetzungen und Freundschaften sowie Verbündete über alle Parteigrenzen hinweg.
Ruedi: Die Kollegen. Viele davon sind Freunde geworden. Auch wenn man das nach aussen nicht so sieht. Man hat über die Parteigrenzen hinaus beste Beziehungen und viele Freundschaften geknüpft.
Wir danken euch für das Interview und den Einblick!
Steckbriefe:
Doris Fiala ist Mutter von drei erwachsenen Kindern, glückliche Ama (wie sie ihre zwei Enkelkinder nennen) und freut sich auf mehr Privatleben. Das grosse Interesse für das Zeitgeschehen, die Pflege von Freundschaften, Kochen für Gäste verbinden ihren Lebenspartner und sie weiterhin, nebst ihrer
geliebten Wahlheimat Samedan, die Bergwelt im Engadin und das Wandern auch in seinem Heimatkanton, dem Wallis. Als Präsidentin von ProCinema (Verband der Kinobesitzer und Verleiher) behalten auch die Filme im Kino einen grossen Stellenwert in ihrem Leben. Als neu gewählte Verwaltungsrätin des Opernhauses erfuhr ihre Freude an Musik und Oper eine zusätzliche Dimension. Letzteren beiden Mandate sind zwar beruflich, entsprechen jedoch auch ihren Freizeitinteressen.
Ruedi Noser ist Alleinaktionär und Mitglied des Verwaltungsrates der Noser Management AG, der Muttergesellschaft der Unternehmen der Noser Group. Der 1961 im Kanton Glarus geborene Unternehmer wurde 2003 als Nationalrat in das schweizerische Parlament gewählt. Zwischen 2015 und 2023 vertrat er im Ständerat den Kanton Zürich und zwischen 1999 und 2009 war er Mitglied der Geschäftsleitung und von 2003 bis 2009 Vizepräsident der FDP Schweiz.