Immer wieder hören wir, es herrsche Wohnungsnot in Zürich. Und die wenigen Wohnungen, die es gibt, seien zu teuer. Es werden die immergleichen Forderungen laut – mehr staatliche Eingriffe, mehr Regulierung. Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Die nüchterne Analyse in unserem Zürcher Wirtschaftsmonitoring zeigt, dass die Mieten im Kanton Zürich seit 2005 zwar durchschnittlich um 12% gestiegen sind. Gleichzeitig sind die Durchschnittseinkommen aber um 18% gewachsen. Das heisst: Die Zürcherinnen und Zürcher müssen heute nicht mehr ihres Einkommens für die Miete aufwenden als 2005. De facto ist der Anteil, der für die Mieten budgetiert wird, über alle Einkommensklassen hinweg mit rund 22% des Haushaltsbudgets konstant geblieben.

Dennoch besteht Handlungsbedarf. Der Kanton Zürich wächst – weil er erfolgreich ist. Und das Angebot kann der Nachfrage nicht standhalten. Warum? Weil sich das Investieren immer weniger lohnt: Lange Verfahren, zunehmende Rechtsunsicherheit, immer mehr preistreibende Auflagen – die Regulierungen nehmen am Laufmeter zu. Um die Zersiedelung zu stoppen, ist verdichtetes Bauen das Gebot der Stunde. Aber es ist zu kompliziert – vor allem in den Städten! Wichtige Bauprojekte werden durch Einsprachen verzögert oder gar verhindert. Die Dauer für Bewilligungsverfahren im Kanton Zürich hat sich seit 2010 beinahe verdoppelt. Auch der Zinsanstieg sowie die Inflation und der Fachkräftemangel schmälern die Rentabilität von Neubauprojekten.

Die Beschleunigung des Bau- und Bewilligungsprozesses sowie Verbesserungen der regulatorischen Rahmenbedingungen z. B. beim Lärmschutz würden helfen, das Angebot zu erhöhen und die Wohnungsknappheit zu lindern. Entsprechend begrüsse ich die vom Bundesrat und der Umweltkommission des Ständerates eingeschlagene Richtung, die Vorschriften in lärmexponierten Gebieten zu lockern. Denn mit heutigen Technologien ist es durchaus möglich, auch an lärmbelasteten Lagen attraktiven Wohnraum zu schaffen. Und wieso nicht auch verstärkt in die Höhe bauen? Gemäss einer Studie könnte man schweizweit mit Anbauten und Aufstockungen gemäss heutigem Gesetz bis zu einer Million Wohneinheiten schaffen. Um es auf den Punkt zu bringen: Das beste Mittel für zusätzlichen Wohnungsbau ist es, aufzuhören, dem Markt die Lust am Investieren zu nehmen. Mehr Wohnungen gibt es vor allem durch mehr Markt.

Carmen Walker Späh, Volkswirtschaftsdirektorin