Die Delegierten der FDP Schweiz haben im Juni ein neues Bildungspapier verabschiedet. Dieses legt den Fokus auf die Stärkung von Grundkompetenzen in der Volksschule. Für die FDP Kanton Zürich hat Marc Bourgeois an der Erarbeitung des Papiers mitgearbeitet. Was ihm besonders wichtig ist, verrät er im Interview.

Marc Bourgeois, das Bildungspapier hat einigen Wirbel verursacht. Die FDP stellt der Schweizer Volksschule ein schlechtes Zeugnis aus. Ist es so schlimm?

Obwohl wir immer mehr Geld dafür ausgeben, dass alle Kinder faire Chancen erhalten, sinkt das durchschnittliche Niveau am Ende der Volksschule. Es scheint nur noch darum zu gehen, Leistungsunterschiede zu kaschieren. Keine Noten, keine Hausaufgaben, keine Selektion, dafür Gleichmacherei. Der Bildungserfolg ist in den Hintergrund gerückt. Man spricht von «Chancengerechtigkeit» und meint Ergebnisgleichheit. Das ist purer Bildungskommunismus. Und der funktioniert nur mittels Nivellierung nach unten. In der Folge vertrauen bildungsnahe Eltern der Volksschule nicht mehr und ergänzen sie mit privaten Angeboten und eigenem Engagement. So verdreht sich die angestrebte «Chancengerechtigkeit» ins Gegenteil. Leider hat die FDP die Volksschule zu lange – sprichwörtlich – links liegen lassen. Eine PH-nahe, reformfreudige Bildungslobby hat dankbar übernommen.

Was ist für Sie die Essenz des FDP-Bildungspapiers?

Grundsätzlich muss die Volksschule wieder einfacher und ruhiger werden. Und unpolitischer. Der Lehrplan ist zu entschlacken. Der integrative Ansatz ist zu überprüfen. Und Leistung soll sich lohnen dürfen. Was haben Sie einbringen können? Ich selber habe – entgegen aller Unkenrufe (lacht) – nur anfangs Einfluss auf das Bildungspapier genommen, als gleichberechtigter kantonaler Vertreter. Auch, weil ich rasch gespürt habe, dass die Richtung stimmt. Die FDP-Bildungspolitiker/-innen in den anderen Kantonen haben offensichtlich mit denselben Problemen zu kämpfen.

Welche Änderungen sind aus Zürcher Sicht besonders wichtig?

Unser Problem ist, dass wir in den letzten Jahren zu fast allen Forderungen des Bildungspapiers bereits Vorstösse eingereicht haben – leider nur teilweise erfolgreich. Bei der bildungspolitischen Mehrheitsmacherin im Kanton, der GLP, hängt es sehr stark davon ab, mit wem man gerade redet.

Das Papier steht nun – wie geht es weiter?

Ich hoffe, dass die übrigen Kantone – wo noch nicht geschehen – ebenfalls entsprechende Vorstösse einreichen werden. Im Kanton Zürich prüfen wir, wo wir noch blinde Flecken haben. Und ob wir gewisse Forderungen erneut lancieren sollen.


Marc Bourgeois
Kantonsrat FDP Zürich 7+8