Das Demografieproblem belastet unsere Zukunft, denn uns gehen die Arbeitskräfte aus. Immer mehr Pensionierten stehen immer weniger Erwerbstätige gegenüber. Eine grosse Herausforderung ohne einfache Lösung, aber mit enormem Schadenspotenzial: Die Demografiefalle gefährdet unseren Wohlstand. Schon in fünf Jahren werden im Kanton Zürich 16% mehr 65-Jährige als 20-Jährige leben. In der ganzen Schweiz steigt das Ungleichgewicht sogar auf über 30% an. Ein alarmierender Trend, der den dringenden Handlungsbedarf deutlich macht. Kein Wohlfahrtsstaat kann ein solches Missverhältnis zwischen arbeitender und pensionierter Bevölkerung lange aushalten.
Bisher war die Strategie klar: Die Zuwanderung stabilisiert das Verhältnis, bringt Arbeitskräfte, hält das Land jung. Doch nun zeigt eine Studie meines Amtes für Wirtschaft, dass dieser Weg ausläuft. Um das heutige Verhältnis zwischen Arbeitenden und Pensionierten zu halten, müsste sich die Zuwanderung verdoppeln. Das ist nicht realistisch und nicht machbar. Denn neben den innenpolitischen Vorbehalten trocknen auch die Pools aus, in denen die Schweiz ihre jungen Arbeitskräfte rekrutiert. Das Demografieproblem ist nämlich im europäischen Süden noch mehr betont als bei uns. Italien (67 Pensionierte auf 100 Erwerbstätige im Jahr 2050), Portugal (69/100) und Spanien (65/100) sind am stärksten betroffen.
Deshalb müssen wir jetzt handeln. Aus liberaler Sicht gibt es verschiedene Lösungswege. Ein zentraler Ansatz ist die Produktivitätssteigerung durch technischen Fortschritt. Ich bin überzeugt: KI und Robotik haben das Potenzial, den Arbeitskräftemangel zu lindern. Dann müssen wir länger arbeiten. Wer heute 40 ist, wird nicht mit 65 in Pension gehen. Eine Erhöhung des Rentenaltes ist zwar derzeit nicht mehrheitsfähig, aber schon bald gibt es keine Alternative mehr. Darauf müssen wir uns vorbereiten, im politischen und im privaten Bereich.
Schliesslich müssen wir mehr arbeiten. In höheren Pensen. Und zwar Frau und Mann. Deshalb hat mir auch die Initiative der FDP Frauen Schweiz zur Individualbesteuerung gefallen: Damit wären konkrete und lohnenswerte Anreize für die Menschen geschaffen worden, mehr zu arbeiten. Wir müssen das Demografieproblem jetzt anpacken. Lasst uns diskutieren, was wir brauchen, was wir können – und was wir wollen!
Carmen Walker Späh,
Regierungsrätin FDP Kanton Zürich